
Bahnstation für Harlingerode
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Die Bahnstrecke Bad Harzburg–Oker durchquert seit 1912 unseren Ort. Von Anfang an besaß Harlingerode einen eigenen Bahnhof. Im Rahmen ausgiebiger Sparmaßnahmen der damaligen Deutschen Bundesbahn wurde dieser Bahnhof zum 31. Mai 1987 stillgelegt und das Gelände verkauft. Damit ist Harlingerode das größte Wohngebiet ohne Bahnanschluss zwischen Bad Harzburg und Einbeck.
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Im Jahr 2021 einigte sich Harlingerode PUR, dass ein neuer Bahnhaltepunkt Vorteile für den Ort brächte. Wir kontaktierten hierzu Mitte 2021 den Regionalverband Großraum Braunschweig als zuständigen Zweckverband in unserer Region. Er bestätigt, dass unser Vorschlag grundsätzlich wünschenswert ist, da vertretbar hohe Fahrgastzahlen zu erwarten sind (laut eigenem Verkehrsmodell bis zu 300 Ein- und Aussteiger pro Tag). Die Einbindbarkeit in den Fahrplan wurde 2024 vorbehaltlich bestätigt.
Seit Sommer 2024 ist Harlingerode im landesweiten SPNV-Konzept 2040+ der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen und des Regionalverbands Braunschweig festgehalten. Damit dürfte ein Halt in unserem Stadtteil wahrscheinlich im nächsten Deutschlandtakt-Entwurf hinterlegt werden. Die aus Paderborn kommende RB 84 soll über Kreiensen, Seesen und Goslar stündlich in Harlingerode halten und in Bad Harzburg enden. In Goslar werden voraussichtlich Anschlüsse zum RE 10 nach Hannover und zum RE 4/21 nach Halberstadt bestehen.
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Zu betonen ist allerdings, dass der konkrete Wille aus der Politik mit ihren demokratisch gewählten Gremien festgelegt werden muss. Harlingerode PUR selbst wirkt lediglich initiierend mit.
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Was bringt mir ein Haltepunkt? Der Bus fährt doch...
Das ist zwar richtig, und die Linie ist besonders im Schülerverkehr (Zubringer AGG in Oker u.A.) und für Zwischenhalte in Goslar relevant. Die Linie 810 weist jedoch in Richtung Goslar gerade zu Stoßzeiten erfahrungsgemäß eine hohe Auslastung auf, die Fahrt ist somit bis zum Goslarer ZOB wenig attraktiv. Zudem hat der Busverkehr spätestens durch die Übernahme durch HarzBus deutlich an Zuverlässigkeit eingebüßt.
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Harlingerode ist mit fast 3.000 Einwohnern die größte geschlossene Ortschaft im Landkreis an einer Bahnlinie ohne eigenen Haltepunkt. Der "Hauptbahnhof" Bad Harzburg liegt zwischen drei (Ortsausgang Südost) und fünf (Kaltenfelder Straße) Kilometern entfernt.
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Im Gegensatz zum Bus würde ein eigener Haltepunkt die Ortschaft auch zu Tagesrandzeiten und am Wochenende mindestens stündlich erschließen und eine deutliche Aufwertung bedeuten. Der Bahnhof Goslar wäre zudem je nach Wohnlage in weit über zehn Minuten schneller erreichbar.
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Der Haltepunkt könnte auch für eine Verknüpfung mit mindestens einer Buslinie in Frage kommen. Dieses als "Mobilitätsstation" bezeichnete Konzept würde zusammen mit einer Neuordnung des Busnetzes als Teil der Vorplanung berücksichtigt werden.
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Was geschah bisher?
Die DB Netz führte im Jahr 2016 eine Machbarkeitsprüfung durch. In dieser stellte sie zwar fest, dass ein reaktivierter Bahnhof Harlingerode grundsätzlich von den Passagierzahlen her wirtschaftlich und damit sinnvoll sein könnte. Mit den zu dieser Zeit dieselbetriebenen Zügen war ein zusätzlicher Halt aber nicht in den Fahrplan der RB 82 (Bad Harzburg – Goslar – Kreiensen/Göttingen) einbindbar. Grund ist die zu kurze Wendezeit in Bad Harzburg, da die Züge zu langsam beschleunigen. Die GZ berichtete hierüber im Detail.
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Im Unterschied zu anderen Orten wie Wendessen bei Wolfenbüttel oder Bienrode in Braunschweig wurde Harlingerode darum nicht in die "Stationsoffensive" aufgenommen. In diesen Orten werden neue Haltepunkte bereits zusammen mit der DB Station&Service konkret geplant und in den nächsten Jahren gebaut.
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Elektrisch betriebene Züge hätten laut damaliger Rückmeldung des Regionalverbands Braunschweig hingegen einen Halt in Harlingerode zugelassen, da sie besser beschleunigen und darum im Schnitt schneller fahren. Dafür kämen sowohl oberleitungsbetriebene Züge als auch Akkumulatortriebwagen in Frage.
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Der Regionalverband Großraum Braunschweig beschloss am 6. Oktober 2022 einen Strategieplan für für die nächsten Jahrzehnte im Nahverkehr der Region (SPNV-Konzept 2030+). In der Begründung dieses Papiers wird der Neubau einer Station in Harlingerode explizit als anzustrebendes Vorhaben erwähnt. Die Züge sollen in Zukunft batterieelektrisch (BEMU) fahren.
Bis 2023 wurde untersucht, was mit der Strecke zwischen Bad Harzburg und Goslar passieren soll, damit das umgesetzt werden kann. Als Ergebnis soll die Strecke zwischen Goslar und Bad Harzburg bis 2029 eine durchgehende Oberleitung bekommen. Laut Rückmeldung vom Regionalverband wird im Rahmen der Machbarkeitsstudie zum Neubau von Ladeanlagen für batteriebetriebene Züge auch ein Halt in Harlingerode im Fahrplan berücksichtigt.
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Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?
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Im Januar 2024 erhielten wir die vorbehaltliche Rückmeldung zur Machbarkeit. Das bedeutet aber nur den Beginn eines jahrelangen Prozesses: Trotz bekannter positiver Signale aus den beiden großen Ratsparteien gibt es kein festes politisches Mandat aus der Kommunalpolitik. Das ist insbesondere deshalb relevant, da die Stadt Bad Harzburg einen relevanten Finanzierunganteil leisten müsste. Voraussetzung hierfür ist eine belastbare Faktenlage zum Haltepunkt.
In Kooperation mit der Hochschule Ostfalia wurde zunächst eine grobe Voruntersuchung mit einer ersten Nutzwertanalyse durchgeführt. In dem studentischen Projekt wurden dabei Standorte am Nahversorgungszentrum, beidseitig der Bruchstraße an der Bahnbrücke und an der Viehweide verglichen. Harlingerode PUR (Ansprechpartner: Till-André Diegeler) wirkte dabei mit seinen eigenen Überlegungen mit, um möglichst belastbare Argumente für den finanziellen Nutzen des Haltepunkts für die kommunalpolitische Diskussion zusammenzutragen. ​​Die Untersuchung war ergebnisneutral vorgesehen.
Eine Wiederherstellung an alter Stelle (Westende vom Fleischerweg) wurde von Beginn an ausgeschlossen. Der Standort ist rechtlich längst nicht mehr als Bahngelände gewidmet und würde als Neubau zählen. Es ist an mehreren Stellen überbaut und wird als Wohngebiet genutzt. Zudem ist die Lage im heutigen Ortsgebiet nachteilig: Es bestünde keine Direktanbindung am südlichen Nahversorger als Einkaufsmöglichkeit, besonders aus Osten und Süden ist der Bahnsteig in einer weiten Sackgasse, die Wohnbebauung und Grundstückssituation beeinträchtigt die Nutzung (Parkplätze) und ein Busanschluss ist nicht möglich.
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Im Ergebnis wurden bis Juni 2024 Bahnsteigstandorte nördlich der Klagesstraße (auf der Südseite) und östlich der Bruchstraße (auf der Nordseite) positiv bewertet:
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Der Standort an der Bruchstraße zeichnet sich durch eine besonders günstige Grundstückssituation und gute Direkterschließung vieler als Neubaugebiete geplanter Flächen aus und könnte als Busanschluss Vorteile aufweisen. Er liegt aber ebenfalls nah an Wohnbebauung, insbesondere der angrenzende Vorplatz wäre hier zu beachten.
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Der Standort an der Klagesstraße würde unmittelbar an das Nahversorgungszentrum anschließen und wäre somit für Wegeketten im Ort zentral. Zudem ist er durch den bestehenden Schutzwald weitestgehend zur Wohnbebauung abgegrenzt und für den Vorplatz könnten gegebenenfalls bestehende Flächen genutzt werden. Für den Nahversorgerstandort könnte der Haltepunkt langfristig zur Sicherung beitragen. Die Buserschließung gestaltet sich hier jedoch voraussichtlich aufwändiger, ebenso wären die Grundstücke erst zu erwerben.
Ein alternativer Zugang über die Meinigstraße wird nicht empfohlen (Eingriff in Bahndamm/Wohnbebauung, Erreichbarkeit des Nahversorgers, zu geringer Wegevorteil ggü. Klagesstraße für Mehraufwand, Grundstücke).

​Im Sommer 2024 nahm das Land Niedersachsen über den Regionalverband Braunschweig Harlingerode in ihre Planungsstrategie bis 2040 auf. In Zukunft, etwa für den kommenden D-Takt-Entwurf, ist damit die Berücksichtigung von Harlingerode deutlich wahrscheinlicher.
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Für eine weitere Verfolgung ist eine Machbarkeitsstudie erforderlich. Hieran ist Harlingerode PUR nicht direkt beteiligt.
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Was ist geplant?​​
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Nach erfolgtem politischen Entscheid für eine (oder ggf. mehrere) Varianten würde eine Planungsvereinbarung u.A. mit der Stadt zur Umsetzung geschlossen werden. Mit der aktuellen Gesetzeslage ist für Planung und Bau einer neuen Bahnanlage mit einem Zeitraum von 7-8 Jahren zu rechnen. Die Kosten könnten sich etwa auf Fördermittel des Bundes, Fördermittel der beiden Aufgabenträger (LNVG/Regionalverband Braunschweig) und dem Haushalt der Stadt aufteilen. Es ist zwar abzusehen, dass die Stadt lediglich für den Vorplatz und zusammenhängende Maßnahmen (Anpassung Busnetz) anteilig aufkommt und etwa der Bahnsteig selbst fast vollständig gefördert wird. Jedoch ist die endgültige Kostenstruktur offen und muss bei politischem Bedarf geklärt werden. Für einen Bahnhaltepunkt wurden im Jahr 2021 Kosten von rund 2 Millionen Euro angesetzt, da er vergleichbar mit dem neuzubauenden Haltepunkt in Bienrode ist. Bei positivem politischen Mandat und Festlegung der Finanzierung für Planung und Bau innerhalb der nächsten Jahre kann mit einer Eröffnung Mitte der 2030er-Jahre gerechnet werden.
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Info zum Bahnhof Harlingerode
Tatsächlich besaß Harlingerode in der Vergangenheit einen Bahnhof. Er war auch nicht gerade klein, sondern hatte mehrere betriebliche Aufgaben und war in seinen Ausmaßen zu Spitzenzeiten etwas kleiner als der Bahnhof Oker heute. Mehrere Industriebetriebe waren an ihn angeschlossen, darunter das Sägewerk Klages oder indirekt die Eisenerzgrube Hansa.
Wollen Sie mehr über unseren alten Bahnhof erfahren? Tauchen Sie in unsere Chronik des Harlingeröder Bahnhofs ein!

Blick auf den alten Bahnhof Harlingerode im Jahr 1980.
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Hinweis: An dieser Stelle danken wir der Bad Harzburg Stiftung für ihre freundliche Genehmigung zur Nutzung einige ihrer Bilder. Mehr zeitgenössische Aufnahmen finden Sie hier!