Der Langenberg ist ein beliebtes Wander- und Erholungsziel und der Hausberg von Harlingerode. Sein weiter Blick in das Harzvorland und die Lage als "Erholungsinsel" zwischen den drei Stadtteilen Harlingerode, Schlewecke und Göttingerode wird von den Besuchern und Urlaubern gern geschätzt.
Doch was hat es mit diesem Kreuz auf sich? Für den kleinen Kreis, der gern mehr über dieses Stück Zimmerwerk erfahren möchte, haben wir uns (hier insbesondere Jochen Niemeyer) die Mühe gemacht und die Geschichte niedergeschrieben.
Die Erbauer
Bei den Erbauern handelt es sich um eine Familie aus Schlewecke, die auf ausdrücklichen Wunsch hin anonym bleiben möchte. Laut einer Ausgabe der ehemaligen Wochenzeitung Generalanzeiger wurde das Kreuz am 20. April 2019 "eröffnet".[1] Es ist unbekannt, wieso gerade diese Zeitung über die Einweihung informiert war. Sie muss allerdings in ganz kleinem Kreise stattgefunden haben, da außer der Erbauer-Familie niemand eine Aussage zu dem Gipfelkreuz treffen konnte.
Die Erzählung, die von der Erbauer-Familie niedergeschrieben und im Januar 2022 an Jochen Niemeyer gesandt wurde, lautet so:
Es waren einmal ein Vater und sein erwachsener Sohn, die wanderten durch die Alpen. Dort freuten sie sich, dass jeder Berggipfel ein Kreuz hat, an dem man innehalten kann und die Aussicht genießen [kann]. Da sagte der Vater: "So ein Kreuz brauchen wir auch in unserer neuen Heimat auf dem schönen Langenberg!"
Sie überlegten und planten und kaum waren sie zu Hause, schritten sie zur Tat. Sie kauften Holz und bauten ein Kreuz und dazu einen Kasten für ein Gipfelbuch. Die Gemahlin und die Töchter waren ebenso begeistert und unterstützen das Vorhaben. Bei Nacht stiegen sie auf und erschufen das Kreuz vom Langenberg. Sie waren stolz und zufrieden! [3]
Tragisch-rührender Hintergrund zur Gipfelbox
Zu dem Kreuz gehört seit seiner Entstehung auch ein hölzernes Behältnis, das die sogenannten "Gipfelbücher" enthält. Das erste Behältnis wurde von den Erbauern des Kreuzes angebracht und war als Holzbox ohne Verzierung ausgelegt. Leider wurde dieser Kasten in den Jahren 2020/21 zerstört.
Im Jahr 2021 wurde die zweite Gipfelbuch-Box eingeweiht. Sie war den Namen Miriam, Christian und Mama gewidmet und als Jahr war 2021 eingraviert. Wie sich in den Recherchen im Januar 2022 herausstellte, handelt es sich bei Miriam und Christian um die Namen zweier Kinder aus Harlingerode. Mithilfe ihres Onkels mütterlicherseits bauten sie diese Box als Andenken an ihre Mutter. Leider starb sie in jungen Jahren, sodass die Familie ein besonderes Andenken für ihre verlorene Seele erstellten. [2] Dies macht die Zerstörung der Box umso tragischer, auch wenn die Täter sehr wahrscheinlich in Unkenntnis hierüber waren.
Auch die Erbauer-Familie des Kreuzes verschriftlichte den leidseligen Vandalismus in ihrem zweiten Teil des Gedichts:
Schnell fanden sich viele Menschen, die sich darüber sehr freuten und nette Kommentare in das Gipfelbuch schrieben. Doch nach kurzer Zeit kam der böse Troll vom Langenberg und ihm gefiel die Veränderung nicht. Er zerstörte das Kreuz und zerfetzte das Gipfelbuch.
Da waren der Vater und seine Familie ganz traurig, aber verzagten nicht. Ein noch schöneres Kreuz wurde gebaut und erneut auf dem Berg errichtet. Wieder freuten sich viele Wanderer und schrieben lustige oder emotionale Kommentare in das neue Gipfelbuch. Leider kam auch immer wieder der Troll und trieb sein Unwesen.
Doch das Kreuz wurde für viele Menschen ein wichtiger Anlaufpunkt. Bunte Steine wurden ausgelegt, ein Bäumchen wurde gepflanzt und ein trauernder Mann baute einen schönen, neuen Kasten für das Gipfelbuch, um seine Schwester damit zu ehren. So wurde aus einer Idee, ein vielschichtiges Symbol, an dem sich hoffentlich noch viele Menschen erfreuen können. [3]
Situation zum Standort im Naturschutzgebiet
Das Kreuz befindet sich im Naturschutzgebiet Östlicher Langenberg südlich von Harlingerode. Dadurch stellt sich natürlich die Frage, ob das Kreuz hier überhaupt zulässig ist.
Der Landkreis Goslar bestätigte im Januar 2022 nach ausdrücklicher Nachfrage, dass das Kreuz kein Problem darstellt:
(...) natürlich hätte die Errichtung eigentlich einer Erlaubnis durch uns als untere Naturschutzbehörde bedürft. Aus naturschutzfachlicher Sicht stellt das Kreuz allerdings keine Beeinträchtigung des Landschaftsbildes oder sonstiger Schutzgüter dar, es läuft dem Schutzzweck des Gebietes gem. NSG-VO §3 nicht entgegen, da keine Tier- oder Pflanzenarten durch das Kreuz in ihrem Erhalt oder ihrer Entwicklung beeinträchtigt werden. Grundsätzlich ist die naturverträgliche Freizeitnutzung des Gebietes positiv zu bewerten, wozu das Gipfelkreuz als Wanderziel beitragen kann. [3]
Bis Januar 2022: Ein "mysteriöses" Kreuz
Sämtliche Fakten zu dem Gipfelkreuz waren bis in das Jahr 2022 öffentlich unbekannt. Wenige Menschen vermuteten PUR dahinter, der großen Mehrheit war es verständlicherweise egal. Erst durch die mutwillige Zerstörung einer Gästebuch-Box im Januar 2022 entstand überhaupt erst die Motivation, das Mysterium um das Gipfelkreuz auf dem Langenberg aufzuklären. Unser besonderer Dank gilt all jenen Personen, die still und leise im Hintergrund tätig sind, um dieses Stück Kulturgut im wahrsten Sinne des Wortes aufrecht zu erhalten. Möge es noch lange stehen!
Quellen
[1] Generalanzeiger, 28./29. April 2019.
[2] Goslarsche Zeitung vom 14. Januar 2022: Das rätselhafte Kreuz auf dem Langenberg. Autor: Holger Schlegel.
[3] Goslarsche Zeitung vom 25. Januar 2022: Das Geheimnis des Harlingeröder Gipfelkreuzes. Autor: Holger Schlegel.
Autor: Till-André Diegeler, Feburar 2022.
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