Meinig – Gemeines Land, Allmende
Die Meinigstraße zählt im historischen Dorfkern im Norden zu den ältesten Straßen in Harlingerode. Daneben war sie vor allem im mittleren 20. Jahrhundert das Herz des Harlingeröder Einkaufslebens mit seinen kleinen Lädchen, die heute nur noch als verlassene Anbauten den Weg säumen.
Das Wort "Meinig" bezieht sich vermutlich auf die Allmende des Ortes, die wahrscheinlich unter anderem die Altfeldwiese zwischen Brunnenstraße und Fleischerweg umfasst. Daneben wurde er im frühen 20. Jahrhundert förmlich auch "Communicationsweg nach Immenrode" genannt, in Zusammenhang mit der nördlichen Fortsetzung in die heutige Immenröder Straße.
Schon im Jahr 1548 wurde das Gebäude Meinigstraße 50 im Erbbauregister als Bauernhof erwähnt. Sollte das Gebäude besonders die Gräueltaten des Dreißigjährigen Krieges überlebt haben, dürfte es in zwei Jahrzehnten mindestens ein halbes Jahrtausend alt sein. Hier befand sich vermutlich die älteste Gastwirtschaft in Harlingerode, das Lokal "Zur Börse". Noch im 20. Jahrhundert war es in Betrieb.
Mitte des 18. Jahrhunderts existierte die Meinigstraße noch nicht vollständig als Innerortsstraße; Häuser waren nur vom Ortskern bis etwa zur später errichteten Bahnbrücke vorhanden. Außerhalb der Bebauung verband er als schwach ausgebauter Feldweg die Ortschaft mit dem Kirchweg Bündheim–Oker (die heutige Landstraße) zum damaligen Amtssitz in Bündheim. Daneben zweigte dort, wo sich heute die Einmündung zum Fleischerweg befand, der Grüne Stieg (heute in kleinen Teilen der Steile Weg) hinauf zum Langenberg ab.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts dehnte sich der Siedlungsbereich bis an die heutige Landstraße aus, die heutige Neue Meinigstraße wurde als Parallelweg gegründet. Eine Bäckerei in der heutigen Meinigstraße 29 (Bäckerei Emil Schimmler) existierte mindestens seit 1846. Auf der Fläche der heutigen Häuser Meinigstraße 2 / Landstraße 23 errichtete Johann Heinrich Klages um 1860 einen Holzhandel, der die Keimzelle für eine der größten Sägewerke in Norddeutschland im 20. Jahrhundert bilden wird.
Ebenfalls im Jahr 1860 entstand am Stammhof der Familie Willeke an der Meinigstraße 56 vermutlich der erste Veranstaltungssaal in Harlingerode. Ein Mann namens Christoph Willeke baute an seinem Wohnhaus eine Gastwirtschaft mit Saal an und sein Lokal wurde zum Angelpunkt des frühen Harlingeröder Kulturlebens. So gründete sich hier der Vorläufer des MTV Brunonia Harlingerode. Der Betrieb wurde jedoch nicht weitergeführt.
Weitere Gastwirtschaften entstanden ab dem späten 19. Jahrhundert am ganzen Straßenzug. Im Jahr 1882 wurde an der Einmündung zur Landstraße das Gasthaus "Zur Erholung" errichtet, es handelt sich im Jahr 2023 um das griechische Restaurant Korfu. Die Gaststätte "Zum Löwen" an der Meinigstraße ist ab 1900 sicher bezeugt und die Gaststätte "Deutscher Kaiser" wurde nach 1870 errichtet. Fast sämtlicher Gaststättenbetrieb in Harlingerode ist eingestellt.
Für den Bau der Bahnstrecke Bad Harzburg – Oker wurden zwischen 1910 und 1912 mindestens drei Häuser abgerissen und die Meinigstraße mit einer Betonbrücke in großzügiger Breite überspannt. Die Gründung mehrerer Tischlereibetriebe ist in der Meinigstraße für das frühe 20. Jahrhundert genannt. Weiterhin existierten unter anderem zwei Drogerien (Meinigstraße 49 ab 1930 und Meinigstraße 18), ab 1937 ein Kolonialwarengeschäft (Meinigstraße 23), ab 1951 die Apotheke Harlingerode und ab 1958 ein Milchgeschäft (Meinigstraße 16). Der Konkurrenzdruck zunächst durch einheitliche Supermärkte (Gründung des V-Markts als Vorläufer des Edeka Bergmann im Jahr 1979) und deutlich später durch den Versandhandel, aber auch demografische Gründe (Alter und Berufswahl der Nachkommen) sorgten für den weitestgehenden Rückzug der einstigen Geschäftsmeile. Zuletzt schloss im Sommer 2022 die Apotheke Harlingerode.
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